
Seit April erhitzt die offene Zukunft des Schlosses Schleinitz im gleichnamigen Nossener Ortsteil die Gemüter. Der damalige Stadtrat beschloss mehrheitlich die Veräußerung des Areals und beauftragte die Verwaltung mit der internationalen Ausschreibung. Diese läuft noch bis Ende April 2020. Mit dem Verkauf ihres Ortskerns an einen privaten Investor wollen sich indes viele Schleinitzerinnen und Schleinitzer nicht abfinden. Im November wurde Interessierten ein Projekt engagierter Bürger vorgestellt, das basierend auf einem Stiftungsmodell das Areal dauerhaft in öffentlichem Einfluss halten soll.
In der vergangenen Stadtratssitzung brachten UBL und SPD einen gemeinsamen Antrag ein, der diese Situation aufgreift. Demnach soll sich der Stadtrat zur Abwägung aller Optionen bekennen. Die bisherige Beschlusslage sieht lediglich den Verkauf vor und wurde von den neueren Entwicklungen überholt. Außerdem sollen auch Überlegungen zur Zugänglichkeit und zum öffentlichen Einfluss auf das Areal bei der endgültigen Entscheidung Beachtung finden. Bisher lag der Fokus vorrangig auf finanziellen Aspekten. Dies werde der Bedeutung des historischen Komplexes nicht gerecht. Als Negativbeispiel wird im Antrag auf den Verkauf des Meißner Kornhauses verwiesen, das anschließend zum Spekulationsobjekt verkommen ist. Die Unterzeichnenden stehen der Bürgerinitiative offen gegenüber und wollen mit dem Antrag auch ein deutliches Zeichen in deren Richtung setzen.
Christian Bartusch (SPD) betont: „Die von uns neu aufgenommenen Kriterien ersetzen nicht die wirtschaftliche Betrachtung. Der Stadtrat muss letztlich eine Entscheidung treffen, die der Leistungsfähigkeit unserer Stadt angemessen ist. Die Stiftungsinitiatoren haben aber unsere Unterstützung bei der Entwicklung eines tragfähigen Konzepts verdient. Der bisher angestrebte Verkauf darf nur das letzte Mittel sein.“
Der Schleinitzer Thomas Strehle (UBL) begrüßt das Engagement aus der Bürgerschaft und verweist auf die Bedeutung des Objekts: „Mit einem Verkauf würde die Stadt den Einfluss über unseren historischen Ortskern aufgeben. Der Stadtrat sollte sich daher deutlich zum Stiftungsprojekt bekennen und nichts unversucht, um das Areal langfristig in öffentlicher Hand zu belassen. Das Gelände bildet nicht nur den Ortskern von Schleinitz, sondern verkörpert das kulturelle Zentrum der Lommatzscher Pflege.“
Über den Antrag ist gemäß Gemeindeordnung spätestens in der übernächsten Sitzung zu befinden. Bürgermeister Uwe Anke kündigte an, diese Frist auszureizen und den Antrag der UBL und SPD im Februar auf die Tagesordnung des Stadtrats zu setzen.